Woyzeck. Ein Fragment

Woyzeck. Ein Fragment

Foto: Tina Peißker

Woyzeck

Eine Inszenierung von AKTEINS in der Alten Pathologie

Nächste Vorstellungen: 27.1./2.3.

Alte Pathologie, Ziegelmühlenweg 1, 07743 Jena
Einlass: 18:30
Dauer: ca. 90 Minuten
Eintritt: auf Spendenbasis, Empfehlung 5-10 €
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Eine Veranstaltung von akteins e.v.
In Kooperation mit Freie Bühne Jena e.V.

Am Ende liegen sie da, getrennt und doch vereint: Marie Zickwolf mit ihrem Franz Woyzeck und das Publikum ist sich unschlüssig, ob es klatschen soll. Ist das das Ende? Obgleich Frank Sinatra gerade behauptete: „And now, the end is near!“ Als das Licht schließlich erlischt, scheint das Publikum zumindest etwas erlöst und applaudiert der Neuinterpretation von Georg Büchners Woyzeck.

Das Theaterstück „Woyzeck“ von Georg Büchner, aufgeführt in einer einmaligen Mixed-Media-Inszenierung im alten Pathologiegebäude in Jena, war ein voller Erfolg. Das Ensemble von „aktzwo“ begeisterte vom 28.02.-04.03. an fünf ausverkauften Abenden insgesamt 300 Gäste.

Büchners Vorlage wurde durch zahlreiche Bezüge zur Gegenwart, wie Musik und zusätzliche Texte, erweitert. Aktuelle Studien zur Situation psychisch kranker Menschen und damit verbundenen Missständen wurden in das Stück eingearbeitet und durch die gezeigten Szenen kommentiert und untermauert. Hierfür wurde mit zahlreichen Elementen des Horrorgenres gearbeitet, um die Grausamkeit der Missstände zu verdeutlichen.

Auch der Spielort war kein Zufall: Um die Zuschauer:innen inszenatorisch zu begleiten, fungierte das Gebäude der alten Jenaer Pathologie im Ziegelmühlenweg 1 – im Sinne eines Theaters am anderen Ort – als Bühne. Das Theaterstück verzichtete auf eine vierte Wand, sodass die Zuschauer:innen bereits am Eingang von Pflegepersonal oder Patienten einer heruntergekommenen psychiatrischen Klinik begrüßt wurden. Die verschiedenen Ebenen des Hörsaals boten die einzigartige Möglichkeit, die Beziehungsebenen innerhalb des Stückes sowie der Figuren zum Publikum nicht nur theoretisch sondern vor allem räumlich greifbar zu machen – so blickte das Publikum als Teil des Stückes von oben auf den Protagonisten Woyzeck hinab. Zugleich eröffnete die halbrunde Anordnung der Sitze im Hörsaal die theoretische Möglichkeit des visuellen Austauschs zwischen allen Zuschauer:innen und insbesondere den Figuren des Stückes, sodass das Rezipieren des Theaterstückes zu einer kollektiven und verbindenden Kulturerfahrung wurde.

Aufgefangen wurden die intensiven Aussagen des Stückes durch eine Broschüre. Zusammengestellt von Sophie Weisse wurden hierin wichtige Fakten rund um das Thema Psyschotherapie beleuchtet und häufige Missverständnisse ausgeräumt. Die bedrückende Atmosphäre und die einzigartige Interpretation des Originals stießen auf eine breite positive Resonanz und sorgten für lange Wartelisten, sodass man sich wirklich fragen darf: „And now the end is near?“

Ein großer Dank gilt der reCoVer Stiftung Jena und allen Unterstützer:innen, die dieses Projekt ermöglicht haben. Ohne sie wäre diese einzigartige Inszenierung nicht möglich gewesen. Besonders bedanken möchte sich die Projektleitung bei der Freien Bühne Jena für die intensive Projektbetreuung und Unterstützung.

Künstlerische Leitung: Lukas Gräfe

Regie: Pauline Naujoks, Bastian Hoßfeld, Lukas Gräfe

Es spielten: Bastian Hoßfeld – Franz Woyzeck // Marie Zickwolf – Pauline Naujoks // Sophia Teichert – Doctor // Simon Wörner – Herr Hauptmann // Ramona Künzel – Patientin // Eva Delwisch – Patientin // Sophie Weisse – Patientin // Lukas Sobota – Patient // sowie Torben Bunzenthal u.a.m.

Technische Produktion: Tillmann Lützner